Geburtstag – schon wieder?

Gestern bin ich, aufgrund der Feierlichkeiten und der Überraschung und vielleicht auch wegen dem ein oder anderen Glas Sekt, nicht mehr dazu gekommen, Ihnen zu berichten. Hier mein Erlebnisbericht, frisch, aus dem ICE, mit einer anständigen Verspätung, wie man es ja von der Deutschen Bahn verlässlich so kennt:

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Meine Herren!

Ich sitze hier seit über einer Stunde in einem engen ICE, Fräulein L. Und Der C. Sitzen mir gegenüber. Dazwischen ein Tisch und leider etwas eingekeilt, ein sympatischer Geschäftsmann, der sich seine Heimfahrt, nach der anstrengenden Messewoche bestimmt auch anders vorgestellt hatte, links neben mir.

Warum tue ich mir das an? 3,5 Stunden im Zug, zweimal Umsteigen, mit Kindern, Gepäck, Torte und großem Bilderrahmen?

Na, ganz einfach!

Weil Oma O., also, unsere Oma B., wenn Sie das so besser verstehen wollen, wird heute stolze 70 Jahre jung! Ihre Mama, meine Weiwi-Oma, wäre 2016 stattliche 90 Jahre alt geworden und meinereiner hat ja auch bald einen runden Geburtstag (20 oder so,…).

Jawohl! Da brauche ich gar nicht komisch herum rechnen, witzige Aufgaben vorgeben, wie beim Geburtstag vom Fräulein neulich. Da kann man ruhig stolz drauf sein! Vor allem, sieht man ihr das nicht im geringsten an!

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Sie arbeitet immer noch regelmäßig in einer Wirtschaft. Wobei ich ja glaube, dass sie da schon eher mit zum Inventar gehört. Beim Alten Wirt in Langenbach. Ein bisserl ist das ja schon wie eine zweite Familie! An dieser Stelle schon mal ein großes Danke an Beate, Frank und das ganze Team, dass ihr unsere Oma O., also euer Hasi, so auf Trab haltet!

Normalerweise

fahren wir ja die Strecke immer mit dem Auto. Mitsamt seinem Entertainment Komfort. Und ja, hier an dieser Stelle möchte ich eingestehen, dass ich die Erfindung der mobilen DVD Player grandios finde. Natürlich gibt es viele tolle Spiele. Kennzeichen-Raten, Automarken zählen, Strichlisten über die Autofarben führen, LKW Ladungs-Raten,… Doch erstens muss ich mich, wenn ich fahre, auf die Straße konzentrieren und zweitens reichen all diese Spiele nicht die ganze Strecke.

Ja, unsere Eltern mussten da auch immer durch, sagen Sie jetzt. Das stimmt schon. Aber warum soll ich nicht ein klein wenig vom heutigen Technikschnickschnackkomfort nutzen? Auf die Frage „Wann sind wir da?“, falls sie überhaupt kommt, kann man dann schön „Noch 1,5 DVDs!“ antworten. Super!

So, also jetzt sitzen wir in diesem modernen, mittlerweile vollkommen überfüllten Zug und werden durch geschunkelt. Auf dem Weg zu Bordrestaurant fühlte ich mich gerade wie auf hoher See und frage mich, ob man im Zug denn auch Seekrank werden kann. Wohl eher nicht, sonst würden hier ja unter den Sitzen sicherlich Papiertütchen lagern.

Der C. Guckt gerade DVD, Fräulein L. hat die Augen zu und ich freue mich, dass ich tippen kann.

Über den Geburtstag und so.

In mir regt sich leise die Hoffnung, dass die Torte, die ich unbedingt heute Früh noch machen wollte, heil bei der Oma ankommt. Und dass sie nicht vor Überraschung vom Stuhl kippt.

Denn, sie weiß nicht, dass wir kommen!

Das ist herrlich, oder? Die Kinder sind offiziell morgen von der Schule befreit. Man darf nämlich einen Sonderurlaubstag pro Grundschulzeit, bzw. mit triftigem Grund beantragen. Und wenn das mal keine gute Begründung ist.

Hatte ich doch schon im letzten Geburtstag sartikel dafür plädiert, die Feste zu feiern, wie sie fallen! Man sollte alle Gelegenheiten nutzen, geliebte Menschen besuchen, solange sie da sind! Nicht immer alles auf Morgen, auf nächste Woche, bald, in einem Monat, verschieben! Das Leben ist zu kurz für solche Fiesematenten!

Eigentlich wollte ich heute Morgen einen stressfreien Vormittag starten. Mit ein bisserl Aufräumen, Koffer packen, alles vorbereiten und dann gemütlich los fahren. Aber Frau B. wäre nicht Frau B., wenn ich nicht noch eine spontane Idee gehabt hätte. Mir fiel ein, dass ich ja meiner Mama eigentlich auch ein Geburtstagstörtchen backen könnte. Natürlich nicht irgendeines, sondern ein

Zitronen Beeren Törtchen,…

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Zutaten

4 Eier
110 g Zucker
1 Prise Salz
84 g Mehl
12 g Speisestärke
60 g Butter
4 Tropfen Zitronenöl

200 g Sahne
1 Pck. Sahnesteif
1 EL Vanillezucker
250 g Mascarpone
2 EL Kokosaufstrich oder Creme
4 EL Lemon Curd

100 g Erdbeeren
100 g Himbeeren
25 g Meringen
4 EL Himbeermarmelade
2 EL Lemon Curd

132 g Butter
63 g Palmin
300 g Puderzucker
2 Tropfen Zitronenöl
1 EL Wasser
Fondant
1/2 Eiweiß
100 g Puderzucker
Blüten
Beeren

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Zubereitung

Den Backofen auf 180° vorheizen.

5 Layercakeförmchen buttern und mehlen (oder eine kleine Kuchenform mit Backpapier auslegen)

Butter schmelzen und etwas abkühlen lassen.

Eier schaumig schlagen (etwa 2 Minuten), Salz und Zucker dazu geben und so lange schlagen, bis man fast keine Zuckerkristalle mehr merkt. Das dauert, je nach Gerät, 4-8 Minuten.

Mehl mit einem Schneebesen vorsichtig unterheben. Die Butter und das Öl in einem feinen Strahl dazu geben. Die Masse fällt nun wieder etwas zusammen, keine Panik,… In die Förmchen, oder die Form geben.

Förmchen ca. 10 Minuten, die Form etwa 24 Minuten (hier unbedingt Stäbchenprobe machen) backen und dann auf einem Gitter 5 Minuten in der Form auskühlen lassen. Aus den Formen nehmen und vollständig auskühlen lassen.

Für die Creme die eiskalte Sahne mit dem Sahnesteif und dem Vanillezucker steif schlagen.

Mascarpone und Kokoscreme dazu geben und schlagen, bis alles schön cremig ist.

Lemon Curd dazu geben und abschmecken. Ich fand die Masse so süß genug, aber vielleicht wollen Sie nachzuckern.

So und nun geht es ans Füllen. Natürlich können Sie das handhaben, wie Sie wollen, aber das hier ist die Originale Geburtstagstorte für Oma O., meine Mama:

Untersten Tortenboden mit 2 EL Himbeermarmelade und 2 EL Mascarponecreme bestreichen.

Tortenboden drauf geben. Darauf Mascarponecreme streichen und halbierte Erdbeeren verteilen.

Nächsten Tortenboden auf einer Seite leicht mit Mascarponecreme einstreichen, auf die Erdbeeren setzen. 2 EL Himbeermarmelade verstreichen, Meringen (ich hatte da noch welche mit Rosenöl) darauf setzen) Wie der vorsichtig Mascarponecreme darauf geben.

Nun habe ich ein wenig Lemon Curd, halbierte Himbeeren und Mascarponecreme verteilt. Letzter Boden darauf gesetzt und schon fertig!

Eigentlich war ja der Plan, einen Naked Cake zu produzieren. Aber dann erinnerte ich mich an die lange Zugfahrt, das zweifache Umsteigen,… ich habe trotzdem die restliche Creme um und auf dem Kuchen verteilt und dann ab damit in den Kühlschrank.

Als Transportversicherung habe ich ein Frosting vorbereitet, um dann die Torte in Fondant kleiden zu können. Muss man ja nicht mitessen, wenn man nicht will. Aber wenigstens ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie mir einfach auseinander rutscht.

Also dafür die zimmerwarme Butter so lange schlagen, bis sie schön hell geworden ist (2-5 Minuten).

Dann das klein geschnittene, ebenfalls zimmerwarme Palmin 20-30 Sekunden unterschlagen (Palmin hört sich eklig an, es ist aber schlicht und einfach Pflanzenfett mit neutralem Geschmack).

Die 300 g gesiebten Puderzucker, das Zitronenöl und den EL Wasser ebenfalls 20-30 Sekunden gut unterrühren. Das gibt eine schicke Staubexplosion, also machen wir uns nix vor. Die Küche muss geputzt werden,…

So, das Frosting sollte nun eine geschmeidige Konsistenz haben. Die Masse in einen Spritzbeutel mit Lochtülle füllen und in Zickzackstreifen auf den Tortenrand spritzen. Den Rest als Kringel oben drauf.

Nun vorsichtig das Frosting mit einer Metallpalette schön verteilen, so dass nichts mehr von der Mascarponecreme oder den Beeren zu sehen ist.

Wieder kühl stellen.

Nach ca. 30 Minuten kann die Torte geglättet und dann mit Fondant überzogen werden.

Ich persönlich mag gerne mit Blumen dekorieren. Nur leider nimmt das Fondant ja dann auch den Geschmack von den Strünken an. Deswegen schneide ich einen Pappteller so zurecht, dass er etwas kleiner als der Tortendurchmesser ist.

Das Eiweiß schaumig schlagen und dann die 100 g Puderzucker unterrühren. In einen kleinen Spritzbeutel mit Lochtülle füllen.

Jetzt erst den Pappteller und dann die Dekoration nach Belieben auf der Torte befestigen.

Tadaaaaaa! Schon fertig!

Und wehe, sie kommt nicht ganz an!

Heute

kann ich nun stolz berichten, dass sie ganz angekommen ist. Nicht auf einem schicken Teller, sondern mit Zuckerguss auf einem uns allen wohl bekannten Kuchentransportkunststoffbehälter, geklebt. Zwar ein wenig rundlich, bauchig, oder, wie die liebe Mme Herzlich, die Sie ja vielleicht noch von dem Artikel über den Huilumpen in Erinnerung haben, meinte „Oh, wie schön! Sie sieht aus wie eine kostbare, leckere Perle!“ Ha! Ich habe ein Perlentorte gebacken! Das müssen Sie mir erst mal nachmachen.

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Die Überraschung war übrigens perfekt, weil der liebe Frank erst den Rollbraten zum Fest gebracht und dann uns von Bahnhof abgeholt hat. Der C. hat Sturm geklingelt und wir haben vor der Türe gewartet.

Oh! Dieser Gesichtsausdruck! Ungläubiges Staunen, Erschrecken, Freude! Ein kleiner Teil von mir hat sich kurz geärgert, das ich nicht die Kamera bereit gehalten hatte. Aber ganz ehrlich, ich glaube, wenn ich auch noch geblitzt hätte, wäre die liebe Oma umgekippt! Hatte ich doch vom Zug aus kurz geschrieben, dass die Kinder erst später gratulieren werden,…

Die Torte wurde noch an diesem Abend angeschnitten. Und ich verspreche, ohne jetzt angeben zu wollen. Sie schmeckt genauso lecker, wie sie aussieht! Zitronig, cremig, mit einem Hauch von Kokos. Dazu die frischen Beeren und die sündige Mascarponenote. Sehr fein.

Irgendwie habe ich jetzt ein schlechtes Gewissen. Naja, ich meine, die letzten Artikel handelten alle mehr oder weniger von Festen und Feiern, Jubiläen, Geburtstag, Torten und Partyfood.

Frau B. ist total oberflächlich

könnten Sie jetzt denken. Dann befürchte ich, haben Sie aber nicht alles gelesen, was ich so zu meinen Rezepten und Bildern so schreibe.

Meine liebe Freundin Iris hat eine Erdbeertorte zum Geburtstag bekommen. Der forschen Tina, mit ihrem Blogjubiläum habe ich den tollen Burger und einen Adonis in schwarz-weiß „gewidmet“. Herr und Frau B. haben ihr 21-Jahre Jubiläum mit tollen Fotos und einer sündigen Schokoladentorte gefeiert. Und zuletzt hatte mein Fräulein L. Geburtstag und mit dem Artikel habe ich auch dem Tobi-Kuchenbäcker gratuliert. Er hatte gefragt, was wir so zu Festen servieren. Naja, nix Besonderes halt,… So Lachs-Ceviche, Hühnchenherzen, Chicken Wings Teriyaki, gegrilltes Gemüse, ZitronencupcakesPiña Colada,… oh, die Kräuterbutterbrioche-Schneckchen hätte ich fast vergessen,…

Doch was soll ich machen?

Feste sind zum Feiern da, auch wenn ich mich hier tatsächlich wiederhole.

Ich habe vor einiger Zeit für mich beschlossen, dass mein Glas immer halb voll ist und ich auch keine Probleme damit habe, aufzustehen, vielleicht auch mal in den Keller, zum Kühlschrank, oder notfalls auch in den Supermarkt zu fahren, um dann wieder nachschenken zu können.

Und das Tolle daran ist; Sie können das auch! Es gibt kein schlechtes Wetter! Es gibt durchsichtige Regenschirme, bunte Gummistiefel. Es gibt keine Steine in Ihrem Weg, es ist ein Geschicklichkeitsparkur!

Ich genieße es sehr, diese beiden kurzen Tage mit meiner Mama zu verbringen. Es war toll, sie gestern so zu überraschen, ihr meine Zeit zu schenken. Denn das sind die kostbarsten Dinge, die wir haben. Die größten und wichtigsten Gaben, die wir überreichen können. Unsere Liebe und unsere Lebenszeit. Wenn wir alle lernen, uns gegenseitig mehr davon zu schenken, oder aber auch das Geschenkte anzunehmen, ja, dann würden wir alle vielleicht wieder ein wenig glücklicher sein. Menschlicher, geliebter. Wir würden Zeit schenken, Zeit bekommen. Dinge neu kennen lernen, Altes weiter geben. Es würde nicht so viel verloren gehen, in der Schnelligkeit unserer Zeit, in der Hektik des Alltags, unserer Berufe. Wir würden vielleicht ein Stück weniger nach dem Sinn des Lebens jagen. Denn das Leben an sich ist eigentlich Sinn genug. Wenn wir es nur ein wenig bewusster tun.

Liebe Oma O.! Ich liebe Dich sehr und bin dankbar für viele Dinge, die Du mir in der Vergangenheit beigebracht hast. Für Deine Liebe, Deine bedingungslose, herzliche Hilfsbereitschaft. Es ist schön, zu sehen, wie sehr Du Dich freuen kannst, wenn die Enkelkinder da sind. Lass mal das Geschirr stehen, sieh über die Wäsche hinweg. Jetzt ist Zeit für Dich, für uns, die Familie. Der Rest kann warten!

In diesem Sinne,

Ihre Frau B.

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