Vom Fasching, Rollen und Rouladen,…

Wie stehen Sie zum Fasching? Karneval, Fastnacht? Wie stehe ich, Ihre FrauBpunkt, dazu? Und warum gibt es das überhaupt? Haben Sie das schon mal recherchiert? Also ernsthaft nachgelesen?

Klar, Sie kennen mich ja mittlerweile schon ein wenig und so wissen Sie, dass ich da ein bisserl gegoogelt habe und dieses Mal wurde wirklich von den Informationen erschlagen. Ich kann jetzt ein ganzes Buch zum Thema Fasching füllen, oder kurz etwas heraus greifen, was ich besonders spannend fand.

Nämlich die Geschichte aus dem Altertum. Ein Vorläufer des Karnevals, oder vom Fasching wurden bereits vor 5000 Jahren in Mesopotamien gefeiert, im Land mit den ersten urbanen Kulturen. Eine altbabylonische Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. berichtet, dass unter dem Priesterkönig Gudea ein siebentägiges Fest gefeiert wurde. Nach Neujahr als symbolische Hochzeit eines Gottes. Die Inschrift, die gefunden wurde, besagt: „Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite. Der Mächtige und der Niedere sind gleich geachtet.“ Hier wird zum ersten Mal das Gleichheitsprinzip bei ausgelassenen Festen praktiziert. Bis heute ist das ein charakteristisches Merkmal des Karnevals.

Auf den Veranstaltungen an Fasching,

Umzügen, bei all den ausgelassenen Feierlichkeiten, herrscht eine unausgesprochene Gleichheit. Wer weiß schon, wer sich hinter der Maske verbirgt? Vielleicht der Vorstand der örtlichen Bank? Die Dame, die sonst bei Rewe immer die Wurst so schön dünn schneidet? Es spielt zu dieser närrischen Jahreszeit einfach keine Rolle. Versteckt hinter Masken, in fremden Rollen, werden Regeln ein paar Tage im Jahr weit gebeugt und ein Stück weit übertreten.

Meine Mama ist gelernte Schneiderin. Also war Fasching für mich schon immer eine besondere Jahreszeit. Wenn ich mich so zurück erinnere, gab es eigentlich fast kein Kostüm, das ich nicht schon an Fasching getragen hätte. Blümchen, Fliegenpilz oder „Wammerl“ (0 Schwammerl, für die nicht- Bayern unter Ihnen), wie ich nur sagen konnte. Pierot, Charlston Lady, Fee, Haremsdame, Cowgirl, im Schlafanzug, Carmen, Skelett….

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Oh, eines war besonders toll.

In dem Jahr hatte ich bei einer Freundin in der Vogue ein Bustier von Jean-Paul Gaultier gesehen. Inspiriert von dieser Optik, die er für Madonnas große Tour entworfen hatte, zeichnete ich meinen Entwurf für das Mega Spinnen Kostüm. Sie erinnern sich an die konisch zulaufenden Brüste? Nein, dann bitte googeln Sie mal Gaultier und Madonna,…

Problematisch war allerdings die Diskussion mit meiner Mama, war ich doch zarte 14 Jahre jung und das geplante Kleid, sagen wir mal gewagt,… Hach, ich sage Ihnen, ich war mächtig stolz! An bin ich Fasching in diese Rolle geschlüpft, war verrucht, sexy und – ja – 14. Doch an diesem Abend fühlte ich mich so erwachsen, so toll, so unnahbar und wunderbar. Ich war gleich gestellt mit den Erwachsenen!

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In der letzten Zeit

gibt es im HauseBpunkt viele Premieren. Unter anderem die, dass ich das erste Mal mit meinem HerrnBpunkt zusammen, kostümiert, mit Freunden, ganz und gar ohne Kinder, an Fasching aus war. Als Edelfräulein mit einem mega Kleid aus der Rokoko Epoche war ich mit „meinen“ vier Musketieren in Mainz unterwegs.

Und da viel mir wieder ein, was ich über Jahre vergessen hatte, was Verkleiden, das Tauschen der Rollen so hervorrufen kann. Es gibt Menschen, die schlüpfen wirklich in andere Rollen, haben Spaß und feiern. Dann gibt es die, die irgendwie ihre wahre Persönlichkeit, aus Versehen, oder mit Absicht an Fasching unterstreichen. Erwachsene Männer als Säugling, eine Gruppe zickiger Weiber als Medusen, die egomanen Kerle im Pailletten-Anzug mit Zylinder. Ah, der notgeile (Entschuldigung) Flugzeugkapitän, die willige, süße Katze dazwischen und der Kerl, mit glitzernden Leuchtflügeln, der partout keine Elfe war „Ich bin ne verdammte Fee! Sieht man das nicht?“.

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Und alle auf engstem Raum am Tanzen, Saufen und Feiern.

Bei Betreten des Cafes

gab es nur zwei Möglichkeiten für mich und meinen HerrnBpunkt. Entweder schreiend und Arme rudernd das Weite suchen, oder äh, eine Pipeline zur Bar aufbauen. Letzteres hat dann mit becherweise (kultiviert gibt es nicht in Kombination mit Fasching) Bier, abwechselnd Waldmeister Wodka Stamperl – nein, bitte nicht fragen – dazu geführt, dass es ziemlich schnell sehr lustig wurde. Hey, Umfallen ging eh nicht, dafür war es zu eng.

Die grabbelnde Fremdhand

musste man, also Frau (und ja, auch Mann) ab und zu beiseite schieben, gerne auch mal mit Einsatz des Ellenbogens. Doch an sich sehr lustig. Man kann ja quasi mal schauen, ob da beim Weibchen, Männchen, dass eh neben einem so rum steht, nicht was gehen würde,…

Wir als Gruppe hatten einen Heidenspaß und ich persönlich fühlte mich unglaublich blond an diesem Abend. Also, nach dem, äh, naja, also nach einem der Biere halt,…

Unser Fahrer, hier an dieser Stelle nochmal vielen lieben Dank an Dich, hat uns dann alle wohlbehalten, ohne größere Unfälle nach Hause gebracht. Matratzenlager bei Freunden. Und ich bin das erste Mal in meinem Leben, voll geschminkt ins Bett gefallen. Obwohl, so viel war da bestimmt nicht mehr dran, nach all den Bierduschen und der Schwitzerei,…

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Der Sonntag war einfach grandios!

Kopfschmerzen wie ein Elch an Fasching, aber ansonsten keine größeren Schwierigkeiten. Ein tolles Frühstück. Und der unvergessliche Stiefel. Was es damit auf sich hat, bleibt auf Ewig das Geheimnis von den vier Musketieren und mir. Aber soviel kann ich Ihnen verraten – Ich hatte vor lauter Lachen einen Muskelkater im Bauch,…

Warum erzähle ich Ihnen das alles?

Was möchte ich Ihnen sagen? Will ich überhaupt was sagen? Mögen Sie Fasching? Verkleiden? Oh und mögen Sie Rouladen? Denn mein HerrBpunkt und ich hatten ganz schön Hunger, als wie dann wieder im HauseB ankamen. Und defitges Essen kommt ja nach so einer Ausschweifung immer besonders gut, finden Sie nicht?

Hier mein sensationelles Rezept für hausgemachte Rouladen. Keine Angst, die sind nicht so schwierig,…

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Zutaten

8 dünne Scheiben Rinderrouladen
2 gekochte Eier (in Würfel)
50g weißer Bauchspeck (Lardo), hauchdünn aufgeschnitten
1 Stange Lauch
2 gewürfelte Essiggurken
4 EL mittelscharfer Senf
1 gehackte Zwiebel
1 Karotte
1 Stange Sellerie
1,5 L Brühe
Salz
Pfeffer
1 Prise Zucker
2 EL Tomatenmark
1 TL Paprikapulver
Pimentpulver nach Geschmack
Senf
Speisestärke in Wasser gelöst (zum Eindicken der Soße)

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Zubereitung

Den Lauch würfeln und in etwas Butter anbraten. Mit den klein geschnittenen Eier, und Essiggurken mischen, leicht salzen und pfeffern.

Die Rouladen mit Senf bestreichen, den Speck vorsichtig darauf legen und die Füllung darauf verteilen. Dann die Seiten ein wenig hoch klappen und die Rouladen gut wickeln. Mit Küchengarn oder Zahnstochern fixieren. Die Rouladen kurz scharf anbraten und bräunen.

Für die Soße das restliche Gemüse würfeln, in etwas Öl anbraten. Die Rouladen dazu geben, mit der Brühe angießen und Salz, Pfeffer, Zucker, 2 EL Tomatenmark, Paprikapulver, Piment und Senf abschmecken.

Ca. 1,5 Stunden garen lassen. Die Rouladen vorsichtig herausheben, die Soße pürieren, mit Speisestärke andicken und nochmal abschmecken. Die Rouladen wieder dazu geben.

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Zutaten

750g Kartoffeln (geschält und in Stücken)
Ca. 50 ml Milch
1 EL Mascarpone
Salz
Muskatnuss
1 EL Butter
Varianten: 2-3 Karotten klein gewürfelt mitkochen

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Zubereitung

Viele Köche schwören darauf, den Kartoffelbrei aus Pellkartoffen herzustellen. Das ist mir, im normalen Küchenalltag jedoch zu aufwendig. Wir finden, so schmeckt der Brei auch superlecker,… Wichtig ist nur, einen Stampfer oder eine Presse zu verwenden. Auf gar keinen Fall, überhaupt nie, gar nicht, sollte man versuchen, Kartoffelbrei mit einem Stabmixer zu zerkleinern. Es sei denn, man möchte schleimigen, klebrigen Kleisterpampf herstellen,…

Kartoffeln in Salzwasser garen, abgießen und anschließend mit Butter, Mascarpone und Milch stampfen.

Die Milchmenge sollte so gewählt sein, dass der Brei nicht zu flüssig und auch nicht zu fest wird. Mit Salz und Muskatnuss abschmecken.

Manchmal ist es ganz gut,

Rouladen zu essen. Ach, nein, in eine andere Rolle schlüpfen zu können. Über die Stränge zu schlagen. Überlegen Sie doch mal, wie durchgeplant Ihr Leben sonst so ist!

Fasching ist eine Auszeit,

in der wir auch eine Rolle spielen können. Doch hier geht es ums Loslassen, Spaß haben, Luft holen. Es geht darum, einfach mal ein Stück weit die Kontrolle abzugeben, nichts „sinnvolles“ zu leisten. Zu feiern und gleich zu sein. Sich nicht in einem Wettbewerb messen, sondern gemütlich mit der Hexe an der Bar anzustoßen. Mal nicht vernünftig zu sein. Augenzwinkernd auch mal zu Lieder mit zu singen, die man im echten Leben niemals hören würde.

Wirklich interessant finde ich ja, dass die Verkleidung an Fasching uns ermöglicht, unser Selbst zu entkleiden.

Wir sollten alle viel mehr Feste feiern!

Freunde treffen, lachen, uns gehen lassen und Spaß haben! Man kann doch einfach mal wieder zu einer Party einladen. Wie zu meinem 40., oder wie die Hollywood Party bei einem lieben Freund. Wir könnten uns doch alle einfach mal wieder treffen, ein Lagerfeuer machen, Grillen, zusammen sitzen.

Wir sollten öfter einfach mal Fasching haben. Muss ja nicht mit Verkleiden und so viel Bier sein. Einfach mal Sie selbst sein. Daheim, mit Freunden, unterwegs. Mal sagen, was man denkt, flirten, andere Menschen anlächeln, ansprechen, kennen lernen.

Alle Menschen als gleich betrachten.

Denn wir sind tatsächlich alle gleich. Jeder schleppt verschiedene Päckchen mit sich herum, hat seine Eigenheiten. Und doch sind wir alle, nicht nur an Fasching, Menschen. Unsere Lebensspanne ist überschaubar. Lasst uns leben, solange wir können! Sonst geht es uns wie dem Herrn, der seine Träume nie verwirklicht hat. Erinnern Sie sich?

Wir sollten keine Zeit mit Dingen vergeuden,

die uns nicht glücklich machen, die uns als Konventionen auferlegt wurden. Sollten herausfinden, was an Fasching mit uns passiert, wer wir sind und welche Rolle wir spielen.

Und wenn wir wissen, was unsere Verkleidung ist, könnten wir sie ablegen und anfangen.

Mit dem Gleich sein.

In diesem Sinne Ihre

FrauBpunkt

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